Die schwarze Saat
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[Nathleen] Die Jagd

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1[Nathleen] Die Jagd Empty [Nathleen] Die Jagd Sa 15 Aug 2015 - 12:09

Nathleen



Die Nacht war über dem Rotkammgebirge angebrochen. Ein schwarzes Meer am Himmel, durchzogen von kleinen und großen glimmenden Punkten, begleitet von einem beinahe vollständig verdeckten Mond. Nur der Schein von Laternen gestattete es den Wachen der Stadt Seenhain, die eigene Hand vor Augen zu sehen und einen genaueren Blick auf den Reiter zu werfen, der sich über die massive Brücke näherte. Was sie sahen erfüllte sie mit Abscheu, denn der Reiter saß auf einem Ross, dessen dürre Erscheinung kein Geheimnis aus dem eigenen Untod machte. Die wachhabenden Männer tauschten Blicke aus in dem klaren Bewusstsein, was sie da vor sich hatten. Dann hob einer von ihnen die Laterne und seine vor Argwohn und Verachtung triefende Stimme an.

"Was willst du hier, dunkler Reiter? Deine Art ist hier nicht erwünscht."

Die Wachen griffen unverzüglich zu ihren Schwertern, als der Reiter sich regte. Noch bevor sie ihre Waffen wirklich ziehen konnten hielten sie allerdings inne, da der Fremde ihnen keine Waffe, sondern das abgeschlagene Haupt eines Gnolls entgegen hielt. Mit einem dumpfen Geräusch fiel der Kopf auf den Stein der Brücke. Sein leerer Blick fing die verdutzten Blicke der Wachen ein.

"Hauptmann, das ist... Knorke." sprach einer der Männer das aus, was alle anderen dachten: Der Gnoll, der Seenhain in den letzten Wochen terrorisierte war nunmehr Geschichte. Sie sahen zu dem Reiter auf, der nach wie vor ruhig auf seinem untoten Ross saß und unterzogen diesen einer genaueren Betrachtung. Dass sie es mit einer Rüstung aus Saronit zu tun hatten erkannten die laienhaften Wachen nicht, nur die spitzen Ohren des Reiters, die aus seiner Kapuze heraussprangen, erkannten sie. Seine Stimme hatte einen tiefen Hall inne und machte es schwer, männlich von weiblich zu unterscheiden.

"Ich will Informationen und bleibe nicht lang."

Auf einmal hatte der Hauptmann viele fragende Blicke seiner Kameraden auf sich, die nicht wussten, wie sie mit der Situation umzugehen hatten. Er knurrte leise, trat dann zur Seite und machte damit den Weg über den Rest der Brücke frei.

"Ich nehme dich beim Wort, Reiter."

Weder Ross noch Reiter setzten sich in Bewegung. Sie verharrten und starrten beide scheinbar ins Leere, auch wenn es bei dem Führenden durch seine Kapuze nur schwerlich zu erkennen war.

"Worauf wartest du noch?" blaffte der Hauptmann schließlich ungeduldig und führte seine Hand bereits wieder zu seinem Schwert in der Scheide.
Der Reiter gab ein leises Grollen von sich, ehe er antwortete: "Meine Belohnung."

Wenige Minuten später trottete das untote Ross um eine Münzbörse schwerer geworden durch die Stadt, in der zu solch später Stunde nur noch wenige Bewohner umher wanderten. Wenn sie es taten, war der Alkohol ihr treuer Begleiter geworden. Unbeeinflusst davon führte der Reiter sein Ross zur Quelle der verlorenen Spazierenden, einem Gasthaus der Stadt, das "Zum streunenden Wolf" genannt wurde. Von draußen hörte man die penetrante Geräuschkulisse der Gäste, eine Mischung aus lauter Unterhaltung und Zankerei.

Sein Ross scheinbar führerlos zurücklassend betrat der Reiter das Gasthaus und setzte damit einem Großteil der Freude ein Ende. Seine schweren Panzerstiefel traten durchdringend auf dem hölzernen Boden auf und wurden durch die vielen Blicke die der Reiter auf sich versammelte nicht gebremst. Vor dem Ausschank blieb er stehen, den Barkeeper unter seiner Kapuze durchdringend anstarrend. Dieser führte einen schmutzigen Lappen durch einen Krug, offensichtlich um seine Anspannung etwas zu dämpfen. Als er seine Stimme wiederfand war sie unruhig, wenn auch gestählt von vielen Jahren des Bewirtens unzähmbarer Gäste.

"Was wollt Ihr?"
"Informationen." antwortete der Reiter ein weiteres Mal auf diese Frage. Dass er antwortete schien dem Barkeeper den Mut zu geben den er brauchte, um den Krug abzustellen.
"Ich unterhalte mich nicht mit Fremden unter ihrer Kapuze."

Schweigen durchzog das Gasthaus nun, da auch der hinterletzte Anwesende den Ankömmling bemerkte. Der Reiter verharrte für einige Augenblicke stumm vor dem Thresen, bis er seine gepanzerten Hände an die Kapuze hob und diese in den Nacken zurückzog. Der Barkeeper weitete die Augen als er offenbar bemerkte, dass unter der dicken Panzerung kein Mann sondern eine beinahe zierlich wirkende Frau mit langem, weißen Haar steckte. Es gereichte der Reiterin zum Vorteil, dass der Untod Hoch- und Blutelfen gleichermaßen verunstaltete, sodass ihr Unleben tatsächlich die einzige Hürde darstellte.

Die lebendigen Augen des Barkeepers trafen auf blaues Leuchten, ohne die Stille zu brechen. Schließlich war es die Reiterin, die wieder sprach.

"Sind Dämonen durch diese Gegend gekommen?"
Der Barkeeper schüttelte den Kopf um aus seiner Starre zu kommen: "Dämonen? Hier gibt es keine Dämonen. Wenn, dann in der brennenden Steppe im Norden."

Bevor die Reiterin weitere Fragen stellen konnte, wurde sie von kräftiger Hand an der Schulter vom Ausschank fort gezogen. Ein bulliger Mensch und seine zwei Kumpane bauten sich vor ihr auf, sahen mit trunkenem Blick auf sie herab, ohne sich von der Runenklinge an ihrem Rücken beeindrucken zu lassen.

"Wie heißt'n du?" fragte der Bulle. Seine Worte quollen vor einer viel zu hohen Dosis Bier.
"Melvelith El'Thanas." antwortete die Elfe zwar mit hallender, aber ruhiger Stimme.
"Hör mal gut zu, Mälvith. Wir woll'n dich hier nicht haben. "

Die Reiterin warf kurze Blicke zu den Kumpanen ihres Gegenübers, die ebenso nicht mehr danach aussahen, als wären sie ganz bei Verstand.

"Ihr seid mich gleich wieder los." sagte sie und festigte dabei ihren Stand.
"Gleich is' nich' früh genug!"

Der trunkene Schlag des Bullen brauchte eine lange Zeit zum Ausholen, was es der Reiterin leicht machte, ihm mit einem Schritt zur Seite auszuweichen. Sie grub als Antwort ihren Ellenbogen in seine Magengegend, ließ ihn würgend auf ein Knie zusammenbrechen. Ihr Knie in seinem Gesicht beendete die Angelegenheit in Begleitung eines lauten Knackens.

Dumpf schlug der Bulle auf dem Boden des Gasthauses auf. Bewusstlos. Seine Kumpanen wichen taumelnd vor der Reiterin zurück. Stille. Die Untote neigte das Haupt vor dem Barkeeper ehe sie sich abwandte, das Gebäude verließ und Seenhain Minuten später auf ihrem Ross verlassen hatte. Zwei Meilen trottete sie scheinbar ohne Ziel vor sich hin, bis sie auf ein beinahe exaktes Abbild ihrer selbst traf. Eine Reiterin auf totem Ross, wenn auch wesentlich leichter gerüstet.

"Er ist auf dem Weg nach Khaz Modan." berichtete Melvelith, während sie ihr Reittier neben dem ihrer Kumpanin in Stellung brachte.
Nathleen Anion antwortete mit heiserer Stimme: "Der Schwarzfels. Grim Batol."

Einvernehmliches Nicken. Dann setzten die Untoten ihren Weg Richtung Norden fort.

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